Islam – Das Problem der Gleichheit

Wenn wir die Wunder der Natur und Gottes Segnungen für die Menschheit betrachten, dann erkennen wir, dass Er bei der Verteilung Seiner Gaben und Vergünstigungen nicht alle gleich bedacht hat, sondern dass Er in Seiner unendlichen Weisheit einige anderen gegenüber bevorzugt. Eine schöne Gestalt, eine angenehme Stimme, hervorragende körperliche und geistige Fähigkeiten etc. wurden nicht allen Menschen in gleichem Maße mitgegeben.
Ebenso ist es auch mit den materiellen Lebensnotwendigkeiten. Die menschliche Natur ist so angelegt, dass Vielfalt, Unterschiede und Ungleichheiten unter den Menschen in ihren Lebensgewohnheiten und ihrem Lebensstandard die natürlichste Sache der Welt zu sein scheinen. Verschiedenheit ist die Würze des Lebens und die treibende Kraft hinter den menschlichen Bemühungen und Vorzügen.
Folglich sind all jene Vorhaben und Ideologien, die der Menschheit irgendeine künstliche wirtschaftliche Gleichheit aufzwingen wollen falsch, unrealistisch und unmöglich zu verwirklichen. Die Gleichheit, für die der Islam eintritt, ist die Chancengleichheit in Bezug auf das Streben nach einem gesicherten Lebensunterhalt und auf das Erklimmen der höchsten Sprosse auf der Stufenleiter des Wohlbefindens und Wohlstands.
Es ist weder die Absicht des Islam, dass es in der Gesellschaft gesetzliche, funktionelle oder traditionelle Handikaps gibt, die den einzelnen daran hindern, sich um einen seinen Fähigkeiten und Talenten entsprechenden Lebensunterhalt zu bemühen, noch dass irgendwelche sozialen Unterschiede bestehen, deren Zweck der Schutz von Privilegien einer bestimmten Klasse, Rasse, Dynastie oder Menschengruppe ist.
Jegliche Vorhaben und Ideologien, die den althergebrachten Interessen dienen oder die Vormachtstellung einer bestimmten Gruppe zu erhalten suchen, laufen dem Islam zuwider und haben in seiner Gesellschaftsordnung keinen Platz. Solche Bewegungen trachten danach, durch Gewaltanwendung und Rückgriff auf künstliche Mittel eine unnatürliche Ungleichheit anstelle der natürlichen begrenzten Ungleichheit herbeizuführen, die in der Gesellschaft die Triebfeder für jedwede Anstrengung darstellt.
Der Islam zielt also darauf ab, sie auszumerzen und das wirtschaftliche System auf die natürliche Grundlage zurückzubringen, so dass die Chancengleichheit für jedermann erhalten bleibt. Gleichzeitig geht der Islam absolut nicht mit jenen einig, die eine vollkommene Gleichheit in Bezug auf die Produktionsmittel und die Früchte wirtschaftlicher Anstrengungen erzwingen wollen, da diese es darauf angelegt haben, die begrenzten natürlichen Ungleichheiten durch eine künstliche Gleichmacherei zu ersetzen.
Nur das System entspricht am ehesten der menschlichen Natur, in dem jeder am Wirtschaftswettbewerb für alle sichtbar und unter den Umständen teilnimmt, in die hinein Gott ihn erschaffen hat. Wer ein Flugzeug geerbt hat, sollte sich mit diesem ausgerüstet abmühen, während derjenige, der nur ein Paar Beine besitzt, sich zu Fuß aufmachen und vorwärts zu kommen trachten sollte.
Die Gebote innerhalb der Gesellschaft sollten weder so sein, dass sie dem Flugzeugbesitzer auf ewig ein Monopol für sein Flugzeug einräumen und es dem Barfüßigen unmöglich machen, ein Flugzeug zu erwerben, noch so, dass der Wettkampf für alle Teilnehmer zwangsläufig an einem bestimmten Punkt und unter genau denselben Bedingungen anfängt und sie alle notgedrungen bis zum Ende des Rennens aneinander gekettet sind.
Nein, ganz im Gegenteil, die Wirtschaftsgesetze sollten so sein, dass sie es dem Barfüßigen, der sein Rennen unter widrigen Umständen begann, ermöglichen, sich ein Flugzeug zu verschaffen und es zu besitzen – wenn er kraft seines Kampfgeistes und seiner Fähigkeiten dazu in der Lage ist; und in Bezug auf den, der das Flugzeug geerbt hat, sollten diese Gesetze so sein, dass er im Rennen zurückfällt und schließlich ohne Flugzeug dasteht, sofern dies von seiner eigenen Unfähigkeit, Untauglichkeit und Untüchtigkeit herrührt. Anstrengung sollte belohnt und Untätigkeit bestraft werden.

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