Wesentliche Merkmale der islamischen Weltanschauung

Die Scharia schreibt also Richtlinien für die Regelung sowohl unseres individuellen wie auch unseres gemeinschaftlichen Lebens vor. Diese Richtlinien befassen sich mit so verschiedenen Bereichen wie den religiösen Riten, den persönlichen Charaktereigenschaften, der Sittenlehre, den Gewohnheiten, den familiären Verhältnissen, mit sozialen und wirtschaftlichen Angelegenheiten, Verwaltung, den Rechten und Pflichten der Bürger, mit der Rechtssprechung und den Gesetzen für Krieg und Frieden und internationale Beziehungen. Kurz, sie umfasst all die verschiedenen Bereiche des menschlichen Lebens. Diese Richtlinien zeigen auf, was gut und schlecht, was vorteilhaft und nützlich und was nachteilig und schädlich ist; welches die Tugenden sind, die wir pflegen und fördern sollten und welches die Übel, die wir unterdrücken und gegen die wir uns vorsehen müssen; wie weit sich der Bereich der der freien Willensentscheidung anheim gestellten persönlichen und gesellschaftlichen Aktivitäten erstreckt und wo seine Grenzen liegen; und schließlich, welcher Mittel und Wege wir uns bedienen können, um eine dynamische Gesellschaftsordnung zu errichten, und welche Methoden wir vermeiden sollten. Die Schari′a stellt eine vollständige Lebensauffassung dar – nichts daran ist überflüssig, nichts fehlt.
Ein weiterer Bemerkenswärter-Zug der Schari′a ist, dass sie ein organisches Ganzes ist. Die gesamte Lebensordnung, die der Islam vorzeichnet, wird durch denselben Geist belebt und somit muss jede unangebrachte Teilung des Ganzen ebenso dem Geist wie dem Aufbau der islamischen Ordnung schaden. In dieser Beziehung könnte man sie mit dem menschlichen Körper vergleichen, der ein organisches Ganzes bildet. Ein vom Körper abgetrenntes Bein kann man nicht als ein Achtel oder ein Sechstel des Menschen bezeichnen, weil das Bein nach seiner Abtrennung vom lebenden menschlichen Körper seine menschliche Funktion nicht mehr ausfüllen kann. Noch lässt es sich in den Körper eines anderen Lebewesens einsetzen in der Erwartung, dieses werde dem Ausmaß des Gliedes gemäß menschlich. Ebenso können wir uns keine richtige Meinung über die Nützlichkeit, Leistungsfähigkeit und Schönheit der Hand, des Auges oder der Nase eines Menschen bilden, wenn sie vom Körper getrennt sind, ohne ihre Stelle und Funktion im lebenden Körper zu betrachten.
Genau das kann man in Bezug auf die Lebensordnung sagen, die von der Schari′a angestrebt wird. Islam bedeutet die gesamte Lebensweise, nicht nur einen gesonderten Teil oder Teile davon. Folglich ist es weder sinnvoll, die verschiedenen Teile der Schari′a voneinander getrennt zu betrachten und ohne Bezug auf das Ganze, noch hat es irgendeinen Zweck, einen beliebigen Teil herauszugreifen und ihn. mit einem anderen gleichzusetzen. Die Schari′a kann nur dann reibungslos funktionieren und nur dann ihre Anwendbarkeit unter Beweis stellen, wenn die gesamte Lebensweise in Übereinstimmung mit ihren Geboten ausgerichtet wird – anders geht es nicht.

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