Der endgültige Abschluß der Prophetentums

Wir haben ja bereits das Wesen des Prophetentums behandelt und uns dabei klar vor Augen geführt, daß das Auftreten eines Propheten nicht ein alltägliches Ereignis ist. Auch ist das persönliche Erscheinen des Propheten nicht für jedes Land und Volk oder jede Epoche unbedingt erforderlich. Leben und Lehren des Propheten sind wie ein Leuchtturm, der die Menschen auf den rechten Pfad führt, und solange seine Lehren und sein Beispiel lebendig sind, ist es, als sei er selbst lebendig. Der tatsächliche Tod eines Propheten besteht nicht in seinem physischen Ableben, sondern in der Verwässerung seiner Lehren und Veränderung seiner Anweisungen. Die früheren Gesandten Gottes sind gestorben, weil ihre Anhänger ihre Lehren und Anweisungen verfälscht und ihr Lebensbeispiel besudelt haben, indem sie erfundene Ereignisse hinzufügten und damit verknüpften. Nicht eines der früher offenbarten Bücher seien es nun Thora, Sabur (die Psalmen Davids) öder das Neue Testament etc. ist bis heute in seinem Originaltext erhalten geblieben, und selbst die Verfechter dieser heiligen Bücher müssen zugeben, daß sie die Originalwerke nicht mehr besitzen. Die Lebensgeschichten der früheren Propheten sind derartig mit Erdichtetem vermischt, daß eine genaue und glaubwürdige Darstellung ihres Lebens nicht mehr möglich ist. Die Menschen haben aus ihrem Leben Erzählungen und Legenden gemacht, und nirgends ist mehr eine vertrauenswürdige Aufzeichnung vorhanden. Ja, es ist nicht nur so, daß die Aufzeichnungen verlorengingen und ihre Vorschriften für eine gottgefällige Lebensführung in Vergessenheit gerieten, vielmehr kann nicht einmal mehr mit Sicherheit gesagt werden, wann und wo ein bestimmter Prophet geboren wurde und wo er aufwuchs, wie er gelebt hat und welche Gebote er der Menschheit übermittelt hat. Es ist also tatsächlich so, daß der wirkliche Tod eines Propheten im Absterben seiner Lehren besteht.

Wenn man die Tatsachen in diesem Zusammenhang betrachtet, so läßt sich nicht leugnen, daß der Prophet Mohammed und seine Lehren lebendig geblieben sind. Seine Lehren sind unverfälscht und bleiben auf ewig unverfälschbar. Der Qur’an, das Buch, das er der Menschheit übermittelte, ist im Originaltext vorhanden, ohne daß auch nur die geringste Veränderung in Buchstaben, Worten, Punktierung oder Häkchen vorgenommen worden wäre. Die gesamte Darstellung seines Lebens einschließlich seiner Reden Anweisungen und Taten ist mit absoluter Genauigkeit erhalten geblieben, und zwar so, daß auch nach Verstreichen von dreizehn Jahrhunderten die Schilderung in der Überlieferung – der Sunna — so klar und vollkommen ist Maß es scheint, als ob wir ihn mit eigenen Augen schauen könnten. Die Biographie keines anderen Menschen ist so Wohlverhalten wie die von Muhammad, dem Propheten des Islam. In allen Angelegenheiten unseres Alltagslebens können wir auf die \Weisungen Mohammeds zurückgreifen und uns ein Beispiel an seinem vorbildlichen Leben nehmen. Darum besteht auch keinerlei Bedürfnis für noch einen weiteren Gesandten nach Mohammed, dem Latzten oder sogenannten ,,Siegel der Propheten“.

Davon abgesehen, gibt es drei Umstände, die das Erscheinen eines neuen Propheten dringend notwendig machen. Es ist noch nicht gesagt, daß lediglich das Ableben eines Propheten die Sendung eines anderen zur Folge haben muß Die Umstände, die das Auftreten eines neuen Propheten erfordern, können wie folgt zusammengefaßt werden:

  1. Wenn die Lehren des vorausgegangenen Propheten verändert und verfälscht wurden oder verlorengegangen sind und ihre Wiederbelebung deshalb notwendig wird. In solch einem Fall wird ein neuer Prophet gesandt, damit er das Leben der Menschen von allen Unreinheiten säubere und ihre Religion in ihrer einstigen Form und Reinheit wiedereinsetze; oder
  2. Wenn die Lehren des dahin gegangenen Propheten unvollständig waren und es notwendig wird, sie zu verbessern oder zu ergänzen. In diesem Fall wird ein neuer Prophet gesandt, um diese Verbesserungen vorzunehmen; oder
  3. Wenn der frühere Prophet für ein ganz bestimmtes Volk oder Land beauftragt gewesen ist und deshalb ein Prophet für andere Nationen, Völker oder Länder erforderlich wird.

Dies sind die drei grundlegenden Bedingungen, die die Sendung eines neuen Propheten notwendig machen “ Es mag noch die Möglichkeit geben, daß ein Prophet gesandt wird, um einen anderen Propheten zu helfen und beizustehen- wie etwa Aaron seinem Brüder Moses oder Isaak Vater Abraham -. doch da solche Prophetentum nur sehr selten vorkommen und da diese Art von Prophetentum eine Ausnahme und nicht eine allgemeine Regel zu sein scheint haben wir sie nicht als vierte Sie Bedingung angeführt. „, und eine sorgfältige Prüfung der Tatsachen beweist, daß keine dieser Bedingungen heute erfüllt ist. Die Lehren des letzten Propheten Muhammad sind lebendig und vollkommen erhalten geblieben, und sie sind unsterblich gemacht worden. Die Weisungen, die er der Menschheit übermittelt hat, sind Vollender; fehlerfrei und im Heiligen Qur’an zusammengefaßt und für alle Zeiten aufbewahrt. Alle Quellen des Islams sind völlig unversehrt geblieben, und jede einzelne Lehre oder Tat des Propheten kann so einwandfrei belegt werden, daß auch nicht der geringste Schatten eines Zweifels über die Echtheit der entsprechenden Überlieferung bestehenbleibt. Da seine Lehren völlig frei von allen Machenschaften sind, gibt es also, unter diesem Gesichtspunkt gesehen, keine Notwendigkeit für einen neuen Propheten.

Außerdem hat Gott Seine Offenbarungen durch den Propheten Muhammad zum endgültigen Abschluß gebracht, und der Islam ist somit eine vollständige Religion für die Menschheit. Gott hat gesagt: ,,Heute habe Ich eure Glaubenslehre für euch vollendet und Meine Gnade an euch erfüllt und euch den Islam zum Bekenntnis erwählt“ (Qur’an Sure 5. Vers 4). Eine sorgfältige Untersuchung des Islams daraufhin, ob er auch tatsächlich Anweisungen für alle Lebenslagen enthält, beweist die Wahrhaftigkeit dieser Worte des Qur’ans. Der Islam vermittelt uns alle erforderlichen Gebote für das Leben in dieser Welt und im Jenseits, und nichts, was zur Belehrung der Menschen unbedingt notwendig wäre, ist darin vergessen worden. Diese seit Anbeginn bestehende Religion ist damit vervollständigt worden, und es gibt keinen Grund für ein neues Prophetentum aufgrund des Einspruchs, daß sie unvollkommen sei.

Und schließlich war die Botschaft Mohammeds weder für irgendein besonderes Volk, Gebiet oder eine bestimmte Epoche gedacht. Er wurde zum Welt-Propheten erhoben – zum Botschafter der Wahrheit für die gesamte Menschheit. Im Qur’an ist die Weisung an ihn gerichtet, allen zu erklären: „0 ihr Menschen, ich bin Gottes Gesandter für euch alle.“ Und immer wieder wird er als „ein Segen für alle Völker der Welten“ beschrieben. Er trat aus allumfassender, universeller und unsagbar menschlicher Sicht heraus an die heran, die auf ihn hörten, das fühlten und fühlen alle Moslimen bis zum heutigen Tag. Darum besteht nach ihm keine Notwendigkeit mehr für ein neues Prophetentum. Im Qur’an wird Muhammad als “ Khatem-El-nabiyin „, als der Letzte in der Kette der wahrhaftigen Propheten beschrieben.

Qur’an und Hadith unterstreichen diesen Punkt sehr deutlich. Der Qur’an sagt: Mohammed ist der Gesandte Gottes und der letzte der Propheten“ (Sure 33, Vers 40). Der Prophet selbst hat erklärt.. ,,Es wird keinen Propheten nach mir geben.“ Bei anderer Gelegenheit sagte er: ,,mein Verhältnis zu der langen Kette der Propheten kann durch das Sinnbild eines Palastes verstanden werden: Der Palast wunderschön gebaut. Alles war vollkommen darin, nur der Platz für einen Ziegelstein war noch frei. Ich habe diesen Platz ausgefüllt und nun ist der Palast vervollständigt. (Buchari und Moslem) Einige Leute meinen, daß der Lauf der Zeit in sich selbst einen ausreichenden Grund für die Offenbarung neuer Weisungen Gottes darstelle und daß eine Religion. die vor etwa 1400 Jahren verkündet worden ist, notwendigerweise veraltet und zu einer Sache der Vergangenheit geworden sein müsse, die den Anforderungen der neuen Zeit nicht mehr gerecht werde. Dieser Einwand jedoch entbehrt jeglicher Stichhaltigkeit. Die Gründe dafür lauten, kurz gefaßt wir folgt::

  1. Die Lehren des Islams sind für alle Zeiten gültig, denn sie sind von Gott offenbart worden, Der alles über Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft weiß und Der Selbst ewig ist. Es ist d~ menschliche Wissen, das begrenzt ist, es ist das menschliche Auge, das nicht in die dunklen Fernen blicken kann – nicht Gott, Dessen Wissen über alle Grenzen von Zeit und Raum hinaufreicht.
  2. Der Islam basiert auf der menschlichen Natur, und die Natur des Menschen ist zu allen Zeiten die gleiche geblieben. Alle Menschen sind aus demselben Holz geschnitzt wie ihr Urvater, und das eigentliche Wesen des Menschen bleibt ewig unverändert.
  3. Im menschlichen Leben gibt es ein wunderbares Gleichgewicht zwischen den Elementen der Beständigkeit und der Veränderung. Es ist weder alles beständig, noch ist alles veränderlich. Die Grundprinzipien, die grundlegenden Werte fordern keine Veränderung heraus. Es sind die äußeren Formen, die sich im Lauf der Zeit und im Hinblick auf gewisse Grundsätze, die beachtet werden müssen, verändern. Der Islam hat sowohl für die Erfordernisse der Beständigkeit als auch für die der Veränderung Vorsorge getroffen. Qur’an und Sauna enthalten die ewig gültigen Prinzipien des Islams, während diese durch den Igtihad an jede Zeit entsprechend ihren eigenen Bedürfnissen angeglichen werden. Der Islam ist die einzige Religion, die sich in einem ständigen Anpassungsprozeß an die in unaufhörlicher Evolution begriffene menschliche Gesellschaft in Übereinstimmung mit den Grundprinzipien und ewigen Werten des Lebens befindet.
  4. Auch wissenschaftlich gesehen, leben wir im Zeitalter, das durch das Erscheinen des Menschen auf Erden eröffnet worden ist, und in dieser Daseinsphase ist kein grundsätzlicher entwicklungsfähiger Wandel in der menschlichen Natur eingetreten. Zivilisationen sind aufgeblüht und dahingewelkt, Kulturen entstanden und vergangen, Kaiserreiche haben sich entwickelt und wieder aufgelöst, doch das Zeitalter in der großen Kette kosmisch er Entwicklungsstufen bleibt dasselbe. Darum ist die Ansicht, daß göttliche Weisungen, die einige Jahrhunderte früher ergingen sind, im Lauf der Zeit unweigerlich veralten müßten, unbegründet und oberflächlich.

Aus all dem sehen wir, daß der Prophet Muhammad unsere einzige Quelle zur Erlangung des Wissens um Gott und die Ihm wohlgefällige Lebensweise auf Erden darstellt. Wir können nur durch seine Lehren etwas über den Islam erfahren, durch seine Lehren. die so vollkommen und so umfassend sind, daß sie die Menschen für alle kommenden Zeiten leiten und führen können. Nun braucht die Welt keinen neuen Propheten mehr; sie braucht nur solche Menschen, die all ihr Vertrauen in Muhammad setzen, die zu Fahnenträgern seiner Botschaft werden, Indem sie in der Weit verbreiten, und sich mit allen ihnen zu Gebote stehenden Kräften darum bemühen, die soziale Ordnung und Kultur zu errichten, die Muhammad der Menschheit ans Herz legte. Die Welt braucht Menschen, die charakterstark genug sind, um seine Lehren in die Praxis umzusetzen und eine Gesellschaft ins Leben zu rufen, die durch das göttliche Gesetz regiert wird. Diesem göttlichen Gesetz auf Erden zur Vorherrschaft zu verhelfen war die Mission des Propheten Muhammad, und vom Erfolg dieser Mission hängt der Erfolg des Menschen auf dieser Erde ab.

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