Die Notwendigkeit des Glaubens an ein Leben nach dem Tod.

Der Glaube an ein Leben nach dem Tod ist schon immer ein unerläßlicher Bestandteil der Lehren aller Propheten gewesen. Jeder Prophet forderte seine Anhänger zum Glauben daran auf so wie der Letzte der Propheten, Muhammad, uns dazu angehalten hat. Dieser Glaube ist von jeher eine wesentliche Vorbedingung dafür gewesen, daß jemand überhaupt ein Muslim sein konnte. Alle Propheten haben ganz eindeutig erklärt, daß der, der daran nicht glaube oder auch nur Zweifel diesbezüglich hege, ein Kafir sei. Dies ist so, weil die Verneinung des Lebens nach dem Tod jeglichen anderen Glauben bedeutungslos werden läßt. Wer die Tatsache des Lebens nach dem Tod verneint, zerstört damit die Voraussetzung für ein gutes, verantwortungsbewußtes Leben auf Erden und wird in ein Leben der Unwissenheit und des Unglaubens hineingetrieben. Ein wenig Nachdenken nur wird uns dies bereits ganz klar vor Augen führen.

In unserem alltäglichen Leben überlegen wir stets, wenn jemand uns darum bittet, etwas Bestimmtes zu tun: welcher Nutzen liegt für uns darin, es zu tun, und welcher Schaden entsteht, wenn wir es nicht tun? Dies ist unabänderlich in der menschlichen Natur verankert. Wir betrachten instinktiv eine nutzlose Tat als unnötig. Niemals werden wir dazu bereit sein, unsere Zeit und Energie an wertlose, unerträgliche und unfruchtbare Aufgaben zu verschwenden. Gleichermaßen würden wir auch keine besonderen Anstrengungen unternehmen, um Dinge zu vermeiden, die für uns harmlos sind. Die allgemeine Regel ist, daß wir, je tiefer wir von der Nützlichkeit einer Sache überzeugt sind, um so stärker für sie empfänglich sind; und je mehr wir an ihrem Erfolg zweifeln, um so unsicherer und schwankender wird unsere Einstellung ihr gegenüber sein. Warum hält letztlich ein Kind seine Hand ins Feuer? Weil es nicht sicher ist, daß Feuer brennt und schmerzt. Warum nimmt es vor dem Lernen gern Reiß aus? Weil es noch nicht ganz die Vorteile und die Wichtigkeit von Bildung und Schulwesen begreift und nicht an das glaubt, was seine Eltern ihm diesbezüglich einzuhämmern bemüht sind.

Betrachten wir nun den Menschen, der nicht an den Tag des Jüngsten Gerichts glaubt. Muß dieser nicht den Glauben an Gott und an ein Leben in Übereinstimmung mit Seinen Geboten für bedeutungslos halten? Welchen Wert wird er einem Leben beimessen, daß der Erlangung von Gottes Wohlgefallen gewidmet ist? Ihm erscheint weder der Gehorsam gegen Gott in Irgendeiner Form vorteilhaft noch der Ungehorsam Ihm gegenüber schädlich zu sein. Wie wäre es ihm unter diesen Umständen also möglich, die Anweisungen Gottes, Seines Propheten und Seines Heiligen Buches auf das genaueste zu befolgen? Welchen Ansporn würde es für ihn noch geben, sich Prüfungen zu unterziehen und Opfer aufzuerlegen oder weltlichen Genüssen aus dem Wege zu gehen? Wenn ein Mensch die Gebote Gottes nicht befolgt und nur seinen eigenen Neigungen und Abneigungen entsprechend lebt, welchen Wert hat dann sein Glaube an die Existenz Gottes, falls er einen solchen Glauben überhaupt besitzt?

Und das ist noch nicht alles. Wenn wir noch eingehender Überlegungen anstellen, dann werden wir zu dem Schluß kommen, daß der Glaube an ein Leben nach dem Tod der wichtigste und entscheidendste Faktor im Leben des Menschen ist. Seine Bejahung oder Ablehnung bestimmt seine ganze Lebensweise und sein Benehmen.

Ein Mensch. der allein Erfolg oder Mißerfolg in dieser Welt vor Augen hat, wird sich lediglich mit den Vorteilen und Nachteilen beschäftigen, die ihm in diesem Leben entstehen können. Er wird weder bereit sein, irgendeine gute Tat zu tun, wenn er nicht hoffen kann, dabei irgendeinen weltlichen Vorteil heraus zuschlagen, noch wird er bemüht sein, eine schlechte Tat zu vermeiden, solange diese seine Interessen in dieser Welt nicht gefährdet.

Doch ein Mensch, der an das Jenseits glaubt und genau weiß welche Folgen seine Taten dereinst heraufbeschwören werden, wird alle weltlichen Vor- und Nachteile als zeitweilig und vor übergehend betrachten und seine ewige Seligkeit nicht für einen vorübergehenden Vorteil aufs Spiel setzen. Er wird die Dinge in weiterem Rahmen sehen und sich den ewig währenden Nutzen oder Schaden stets vergegenwärtigen. Er wird das Gute tun, wie teuer es ihn auch, mit weltlichen Maßstäben gemessen, zu stehen kommen oder wie es auch seinen unmittelbaren Interessen zuwiderlaufen mag; und er wird dem Schlechten aus dem Weg gehen, so reizvoll es auch erscheinen mag. Er wird die Dinge aus dem Blickwinkel der immerwährenden Folgen beurteilen und nicht seinen eigenen Launen und seiner Mutwilligkeit nachgeben.

Wir sehen also, daß es einen wesentlichen Unterschied zwischen den Auffassungen und der Einstellung zum Leben bei diesen beiden Menschen gibt. Des einen Ansichten über eine gute Tat sind beschränkt auf deren Nutzen in diesem kurzen, vergänglichen Leben. Er sieht nur den Gewinn in Form von Geld, Gut, öffentlichem Beifall und ähnlichem, wodurch er eine einflußreiche Position, Macht, Ansehen und weltliche Freuden erlangen kann. Solche Dinge zu erreichen wird zum Ziel seines Lebens. Die Erfüllung seiner eigenen Wünsche und die persönliche Überschätzung, die Selbstverherrlichung werden zum Sinn und Zwack Seines Daseins. Und er schreckt nicht einmal vor grausamen und ungerechten Mitteln zurück, um dies alles zu erlangen. Gleichermaßen hält er eine schlechte tat nur dann für übel, wenn sie Gefahr für seine weltlichen Interessen mit sich bringt, wie etwa der Verlust an Vermögen und Leben Schädigung der Gesundheit, Besudelung des guten Namens oder irgendwelche anderen unerfreulichen Auswirkungen.

Im Gegensatz dazu ist die Auffassung des Gläubigen von Gut und Böse ganz und gar anders. Für ihn ist alles, was Gott gefällt, gut und alles, was Sein Mißfallen und Seinen Zorn erregt, schlecht.

Eine gute Tat wird in seinen Augen auch dann gut bleiben, -wenn sie ihm in dieser Welt keinen Nutzen bringt, ja sogar dann, wenn sie den Verlust irgendwelchen weltlichen Besitzes nach sich zieht oder seinen persönlichen Interessen schadet. Er wird darauf vertrauen, daß Gott ihn im Jenseits belohnen wird und daß nur das der wirkliche Erfolg sein kann. Ebenso wird er sich niemals zu üblen Taten um irgendwelchen weltlichen Gewinnes willen hinreißen lassen, denn er weiß, daß er – selbst wenn er der Strafe in diesem kurzen Erdenleben entwischt – letztlich doch der Verlierer sein würde und daß es ihm niemals möglich wäre, der Bestrafung des göttlichen Gerichts zu entgehen. Er glaubt nicht an die Relativität von Moral und Sittlichkeit, sondern hält sich streng an die Maßstäbe, die von Gott offenbart worden sind, und lebt ihnen entsprechend, ohne darauf zu achten, ob sie ihm in dieser Welt Gewinn oder Verlust bringen.

Daher ist es der Glaube oder Unglaube an das Leben nach dem Tod, der den Menschen verschiedene Wege im Leben einschlagen laßt. Denn für den, der nicht an den Tag des Jüngsten Gerichts glaubt, ist es völlig unmöglich, sein Leben so einzurichten, wie der Islam es vorschreibt Der Islam sagt beispielsweise: ,,Gib auf dem Wege Gottes den Bedürftigen Sakat (Almosen).“ Die Antwort des Nichtgläubigen darauf ist: ,,Nein, Sakat zu geben würde mein Vermögen schmälern – ich werde Statt dessen mein Geld anlegen und Zinsen dafür nehmen.“ Und während er diese Zinsen zusammenrafft, wird er nicht davor zurückschrecken, alles, was den Schuldnern gehört, mit Beschlag zu belegen, selbst wenn diese arm oder nahe dem Verhungern sein sollten. Oder der Islam sagt: ,,Sprich stets die Wahrheit, verabscheue die Lüge, auch wenn du noch soviel durch Lügen gewinnen kannst und noch soviel verlieren magst, wenn du die Wahrheit sprichst.“ Doch seine Antwort wird lauten: ,,Was soll ich mit einer Wahrheit anfangen, die mir hier keinen Nutzen bringt, sondern mir vielmehr Schaden zufügt; und warum sollte ich mich davor hüten zu lügen, wenn es mir ohne Risiko Gewinn bringen kann und ich nicht einmal meinen guten Namen dabei aufs Spiel setzen muß ?, Oder er kommt zu einem einsamen Platz und sieht dort ein wertvolles Schmuckstück herumliegen. In einem solchen Fall sagt der Islam: ,,Dies ist nicht dein Eigentum, nimm es nicht. Er dagegen würde antworten: ,,Dies ist eine Sache, zu der ich ohne Kosten und Mühe gekommen bin; warum sollte ich sie nicht behalten? Hier ist niemand, der mich beobachtet, wenn ich sie an mich nehme, und bei der Polizei Anzeige gegen mich erstatten, vor Gericht Zeugnis gegen mich ablegen oder meinen Ruf bei den Leuten schädigen könnte. Warum sollte ich mir also diesen Wertgegenstand nicht aneignen?“ In einem anderen Fall vertraut jemand diesem Mann unter dem Siegel der Verschwiegenheit Geld zur Aufbewahrung an und stirbt kurz danach. Hier sagt der Islam: ,,Sei ehrlich mit dem Vermögen, das dir zur Aufbewahrung gegeben wird und händigte es den Erben des Verstorbenen aus.“ Er dagegen erwidert: ,,Warum? Es gibt keinen Beweis dafür, daß sein Vermögen in meinen Händen ist; auch seine Kinder haben keine Kenntnis davon. Wenn ich es mir ohne Unannehmlichkeiten aneignen kann, ohne irgend welche Befürchtungen, daß gerichtliche Klage gegen mich erhoben oder meinem Ansehen damit Schaden zugefügt wird, warum sollte ich es dann nicht tun?“ kurz und gut der Islam wird ihn bei jedem Schritt, den er im Leben tut, dazu ermahnen, die vorgeschriebene Richtung einzuschlagen und eine bestimmte Einstellung und Verhaltensweise in seinem Denken und Handeln zu verfolgen. Doch der Nichtgläubige wird sich der genau entgegengesetzten Richtung zuwenden. Der Islam erwägt und bewertet alles von der Warte der ewig währenden Folgen aus, während solch ein Mensch stets nur die unmittelbaren Ergebnisse hier auf Erden im Auge behält. Nun können wir auch verstehen, warum ein Mensch nicht Muslim sein kann, ohne an den Tag des Jüngsten Gerichts zu glauben. Ein Muslim zu sein ist etwas sehr Großes, doch die Tatsache bleibt bestehen, daß niemand auch nur ein wirklich guter Mensch sein kann ohne diesen Glauben, denn die Verneinung des Jüngsten Gerichts läßt den Menschen vom hohen Stand seines Menschseins Absinken zu einer Stufe die noch niedriger ist als die der niedrigsten Tiere.

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