Das Leben nach dem Tod eine verstandesmäßige Rechtfertigung

Bis jetzt haben wir die Notwendigkeit und Bedeutung des Glaubens an den Tag des Jüngsten Gerichts behandelt. Nun wollen wir sehen, inwieweit die Grundlagen dieses Glaubens verstandesmäßig erfaßbar sind. Tatsache ist, daß all das, was Muhammad (Friede sei mit ihm) uns über das Leben nach dem Tod gesagt hat, ganz eindeutig vom Verstand bekräftigt wird. Obwohl unser Glaube an diesen Tag auf dem bedingungslosen Vertrauen in den Gesandten Gottes beruht, bestätigen verstandesmäßige Überlegungen diesen Glauben nicht nur, sondern sie führen uns auch vor Augen, daß Mohammeds Lehren in dieser Beziehung weitaus vernünftiger und verständlicher sind als alle anderen heute verbreiteten Ansichten über das, was nach dem Tod kommt, die sich in etwa unter folgenden Gesichtspunkten zusammenfassen lassen

Ein Teil der Leute meint, daß nach dem Tod nichts vom Menschen übrigbleibe und daß es nach diesem lebensbeendenden Ereignis kein anderes Leben mehr gebt Nach Ansicht dieser Leute hat der Glaube an ein Weiterleben nach dem Tod keinerlei reale Basis. Sie sagen, daß es keinerlei Möglichkeit dafür gebe und daß ein solcher Glaube ganz und gar unwissenschaftlich Sei. Dies ist die Ansicht der Atheisten, die für sich in Anspruch nehmen, in ihrer Betrachtungsweise wissenschaftlich vorzugehen und behaupten, daß die moderne Wissenschaft ihre Ansichten Unterstütze.

Ein anderer Teil der Leute glaubt, daß der Mensch stets von neuem in dieser Welt wiedergeboren wird, um die Folgen seiner vorangegangenen Handlungsweise zu tragen. Wenn. er ein schlechtes Leben geführt hat, so wird er bei seiner Wiedergeburt die Form eines Tieres – wie etwa eines Hundes oder einer Katze – oder die eines Baumes oder eines sozial tiefergestellten Menschen annehmen. Wenn seine Taten gut waren, so wird er als Angehöriger einer höheren Kaste wiedergeboren. Diese Ansicht findet sich vor allem in einigen mittel- und ostasiatischen Religionen.

Und schließlich gibt es den Glauben an den Tag des Jüngsten Gerichts, die Auferstehung, die Beurteilung des Menschen vor dem göttlichen Gericht und die absolut gerechte Verteilung von Belohnung und Strafe. Dieser Glaube ist in den Lehren aller Propheten verankert.

Wir wollen nun versuchen, diese Ansichten, eine nach der anderen, genauer unter die Lupe zu nehmen.

Die erste Gruppe, die sich anmaßt, die Vollmacht und Unterstützung der Wissenschaft zu haben, behauptet, daß das Leben nach dem Tod keinerlei reale Basis besitze. Die Atheisten sagen, daß sie niemals irgend jemanden nach seinem Tod hätten zurückkehren sehen; daß es nicht einen einzigen nachweisbaren Fall von Wiederauferstehung gebe; daß wir alle mit eigenen Augen sehen könnten, wie der Mensch nach seinem Tod zu Staub zerfällt. Daher ist ihrer Meinung nach der Tod das Ende des menschlichen Daseins, und es gibt kein Leben nach dem Tod. Doch lassen Sie uns nur einen Moment über diese Art der Beweisführung nachdenken: Ist dies wirklich ein wissenschaftliches Argument? Ist die Behauptung tatsächlich verstandesmäßig begründet? Wenn die Atheisten noch keinen Fall der Wiederauferstehung nach dem Tod gesehen haben, so können sie lediglich sagen, daß sie nicht wissen was nach dem Tod geschehen wird. Doch anstatt sich innerhalb dieser Grenzen zu halten, erklären sie, daß nichts geschehen wird nach dem Tod, und behaupten auch noch, daß sie aus Kenntnis der Dinge heraus sprächen! Doch tatsächlich verallgemeinern sie lediglich aus Unwissenheit Die Wissenschaft sagt uns nichts – weder positiv noch negativ – in dieser Beziehung, und ihre Versicherung, daß es kein Leben nach dem Tod gehe, ist völlig unbegründet. Ihre Behauptung unterscheidet sich nicht von der Behauptung des Ignoranten, der bisher kein Flugzeug gesehen hat und aufgrund dieses ,Wissens“ erklärt, daß es Flugzeuge überhaupt nicht gebe. Wenn jemand ein bestimmtes Ding oder eine Sache nicht gesehen hat, so bedeutet das nicht, daß es diese nicht gibt. Kein Mensch, ja nicht einmal die gesamte Menschheit kann behaupten, daß ein Ding, nur weil man es nicht gesehen hat, nicht existiere oder existieren könne. Die Behauptung beruht auf einer Illusion und ist ganz und gar unwissenschaftlich. Kein vernünftiger Mensch kann ihr irgendwelches Gewicht beimessen.

Nun wollen wir den Glauben der zweiten Gruppe betrachten. Schließt man sich ihrer Meinung an, so muß man annehmen, daß jemand, der gegenwärtig eine menschliche Gestalt besitzt, mit dieser ausgezeichnet worden ist, weil er in seinem vorausgegangenen Leben, in dem er möglicherweise ein Tier war, Gutes vollbracht hat. Ein Tier dagegen hat diese Gestalt, weil es sich in seinem früheren, vermutlich menschlichen Leben schlecht benommen hat. Mit anderen Worten: Ob man ein Mensch oder ein Tier ist, ist die Folge der Taten im vorausgegangenen Leben. Man mag sich nun fragen: ,,Welches der beiden Wesen war zuerst da – Mensch oder Tier?“ Wenn man sagt, daß der Mensch dem Tier vorausgegangen ist, so muß man gleichzeitig annehmen. daß er zuvor ein Tier gewesen ist und daß ihm aufgrund seiner guten Taten menschliche Gestalt gegeben wurde. Sagt man aber, daß das Tier zuerst da war, so muß man zugeben. daß es zunächst einen Menschen gegeben hat, der für seine Missetaten in ein Tier verwandelt worden ist. Dies versetzt uns in einen Teufelskreis. und jene. die für diesen Glauben eintreten, können sich selbst nicht auf eine bestimmte Gestalt für die erste Schöpfung oder Kreatur einigen. Denn jede Generation erfordert eine ihr vorausgegangene Generation, damit die nachfolgende Generation als Folge‘ der früheren angesehen werden kann. Dies ist ganz einfach absurd.

Und schließlich wollen wir die dritte Ansicht untersuchen. Sie stützt sich in erster Linie und hauptsächlich auf den Grundsatz:

,,Diese Welt wird eines Tages untergehen. Gott wird das Universum zerstören und auslöschen und statt dessen einen anderen, höheren und weitaus besseren Kosmos erschaffen.“

Diese Feststellung ist unbestreitbar wahr Kein Zweifel kann gegen ihre Glaubwürdigkeit erhoben werden. Je mehr wir über die Natur des Kosmos nachdenken, um so klarer erweist sich, daß das vorhandene System nicht eine dauernde und ewig währende Schöpfung ist, denn alle Kräfte, die darin wirksam werden, sind ihrem Wesen nach begrenzt, und die Vermutungen verdichten sich zur Gewißheit, daß sie eines Tages völlig erschöpft sein werden. Deshalb sind sich auch die Wissenschaftler darüber einig, daß die Sonne eines Tages erkalten und alle ihre Energie verlieren wird, daß die Sterne aufeinanderprallen werden und daß das ganze System des Universums durcheinander geraten und zerstört werden wird. Darüber hinaus aber sollten wir uns Fragen: Wenn Evolution im Falle der einzelnen Bestandteile dieses Universums möglich ist, warum soll sie dann nicht für das gesamte All möglich sein? Die Vorstellung, daß das Universum völlig aufhört zu existieren, ist bedeutend unwahrscheinlicher als die, daß es in eine andere Entwicklungsstufe übergehen wird und daß eine andere Weltordnung daraus hervorgehen wird – in weitaus verbesserter und somit idealer Form.

Der zweite Grundsatz dieses Glaubens beinhaltet, daß ,,dem Menschen das Leben wiedergegeben wird“. Ist dies unmöglich? Wenn ja, wie ist denn das gegenwärtige Leben des Menschen möglich geworden? Es ist ganz klar bewiesen ja geradezu augenscheinlich, daß Gott, Der den Menschen in dieser Welt erschaffen hat, dies auch im Jenseits vollbringen kann. Doch dies ist nicht nur eine Möglichkeit, es ist vielmehr eine feststehende Notwendigkeit, wie sich später noch zeigen wird.

Die dritte Grundlage ist, daß ,,die Aufzeichnung aller Taten des Menschen auf Erden aufbewahrt wird und daß sie am Tag des Jüngsten Gerichts vorgelegt werden wird“. Der Beweis für die Richtigkeit dieser Behauptung wird gerade in diesen Tagen von der Wissenschaft selbst erbracht. Zunächst wurde allgemein angenommen, daß die Töne, die wir ausstoßen, schwache Wellen in der Luft erzeugen und dann allmählich absterben. Inzwischen aber ist entdeckt worden, daß der Ton Eindrücke auf den ihn umgebenden Objekten hinterläßt und reproduziert werden kann. Grammophonplatten werden auf diesem Prinzip hergestellt. Daraus läßt sich verstehen, daß sich jede Bewegung des Menschen all den Dingen aufprägt, die mit den durch seine Bewegungen hervorgerufenen Wellen in Berührung kommen. Dies -beweist, daß eine Aufzeichnung allen menschlichen Tuns erhalten ist und reproduziert werden kann.

Der vierte Grundsatz besagt, daß ,,Gott am Tag der Auferstehung zu Gericht sitzen wird und gemäß Seinem absolut gerechten Urteil den Menschen für seine guten und schlechten Taten belohnen oder bestrafen wird“. Was ist daran vernunftwidrig? Der Verstand selbst verlangt, daß Gott Sein Gericht abhalten und Sein gerechtes Urteil verkünden solle. Wir sehen hier auf Erden nur zu oft, daß ein Mensch eine gute Tat vollbringt und in dieser Welt gar nicht dafür belohnt wird. Und wir beobachten einen anderen Menschen, der eine böse Tat begeht und doch nicht dafür hier auf Erden leidet. Doch nicht nur das -wir erleben Tausende von Fällen, in denen eine gute Tat Kummer und Unannehmlichkeiten mit sich bringt, während eine Missetat zur Freude und Zufriedenheit der schuldigen Person ausgeht. Wenn wir sehen, daß sich derartige Vorfälle Tag für Tag abspielen, so fordert unser Verstand und unser Gerechtigkeitssinn, daß eine Zeit kommen muß, in der der Mensch, der Gutes tut, belohnt und der, der Schlechtes begeht, bestraft werden muß. Die gegenwärtige Weltordnung, wie wir selbst sie beobachten können, ist physikalischen Gesetzen unterworfen, denen entsprechend es völlig normal und natürlich ist, daß ein Mensch, der die Möglichkeit hat, Böses zu begehen, dies tun kann, wenn es ihm so gefällt, ohne daß die üblen Folgen dessen notwendigerweise ganz oder teilweise auf ihn zurückfallen: Wenn man einen Kanister Benzin und eine Streichholzschachtel besitzt, so kann man das Haus seines Widersachers in Brand stecken und doch den irdischen Folgen dieser Tat entgehen, wenn die äußeren Umstände gerade günstig sind. Bedeutet dies, daß solch ein Vergehen überhaupt keine Folgen nach sich zieht? Ganz gewiß nicht Es bedeutet lediglich, daß ihr physikalisches Ergebnis bereits in Erscheinung getreten ist, während ihr moralisches Ergebnis noch vorbehalten bleibt. Hielten wir es wirklich für vernünftig, wenn es sich niemals zeigen würde? Wenn wir meinen, daß es sich jedenfalls zeigen Sollte, dann erhebt sich die Frage, wo es in Erscheinung treten könnte. Gewiß nicht hier auf Erden, denn in dieser physikalischen Welt zeigen sich lediglich die physikalischen Folgen der Taten in vollem Umfang, während rationelle und moralische Folgen oft nicht sichtbar werden. Die Ergebnisse und Folgen auf dieser höheren Ebene können nur dann hervortreten, wenn eine andere Weltordnung entsteht, in der rationelle und moralische Gesetze vorherrschen und die alles bestimmende Stellung einnehmen und wo die physikalischen Gesetze diesen untergeordnet Sind. Dies ist die künftige Welt, die – wie wir bereits gesagt haben – die nächste Entwicklungsphase des Universums darstellen wird. Sie ist Evolution insofern, als sie vielmehr von moralischen als von physikalischen Gesetzen beherrscht wird. Die rationellen Folgen der menschlichen Taten, die ganz oder teilweise in dieser Welt zurückgestellt worden sind, werden sich dort zeigen. Der Status des Menschen wird dann von seinem rationellen und moralischen Wert bestimmt, der nach seinem Verhalten in diesem Leben der Prüfling und Versuchung beurteilt wird. Unter der neuen Weltordnung werden wir es nicht erleben müssen, daß ein wertvoller Mensch unter einem Dummkopf dienen muß oder daß ein moralisch überlegener Mensch einem Schuft untergeordnet ist, wie es in dieser Welt oft der Fall ist.

Der letzte Grundsatz dieses Glaubens ist, ,,daß es Paradies und Hölle gibt“, was ebenfalls keineswegs unmöglich ist. Wenn Gott die Sonne, den Mond, den Mars und die Erde ins Dasein rufen konnte, warum sollte Er dann nicht in der Lage sein, Paradies und Hölle zu erschaffen? Wenn Er Sein Gericht abhält und die gerechten Urteile verkündet, denen entsprechend die Verdienstvollen belohnt und die Schuldigen bestraft werden, dann muß es einen Ort geben, wo die Verdienstvollen sich ihrer Belohnung erfreuen können – der Ehre, des Glücks und des Wohlergehens in jeglicher Form -, und einen anderen Platz, wo die Verurteilten ihre Entwürdigung, ihren Schmerz und ihr Unglück zu spüren bekommen.

Nach dem Überdenken all dieser Fragen kann sich kein vernünftiger Mensch der Schlußfolgerung entziehen, daß der Glaube an das Leben nach dem Tod der Vernunft und dem gesunden Menschenverstand in höchstem Maße entgegenkommt und daß es nichts an diesem Glauben gibt, von dem sich sagen läßt, daß es vernunftwidrig und unmöglich sei. Wenn darüber hinaus ein wahrhaftiger Prophet wie Mohammed das Leben nach dem Tod als unumstößliche Tatsache dargelegt hat und wenn diese Tatsache nichts außer Gutem und Günstigem für uns mit sich bringt, so ist es ein Gebot der Klugheit und Verständigkeit, vorbehaltlos daran zu glauben und sie nicht aus irgendwelchen unvernünftigen Gründen zu bestreiten.

Wir haben nun die fünf Glaubensartikel erläutert, die die Grundmauer für das Gebäude des Islams darstellen. Dem Wesen nach sind sie in dem kurzen Satz enthalten, den man -,,Kalima“ – Glaubensbekenntnis – nennt. Wenn wir erklären ,,Ia ila’ha illa-Ilah“ (es gibt keine Gottheit außer Gott), so kehren wir damit allen falschen Göttern den Rücken und bekennen, daß wir die Geschöpfe des Einen Gottes sind; und wenn wir zu diesen Worten noch hinzufügen ,, Muhammad rassulu-llah “ (Muhammad ist Gottes Gesandter), so bestätigen und bekräftigen wir das Prophetentum Mohammeds. Mit der Anerkennung seines Prophetentums verpflichten wir uns, an das göttliche Wesen und die Eigenschaften Gottes, an Seine Engel, Seine offenbarten Bücher und an das Leben nach dem Tod zu glauben. Und daraus ergibt sich, daß wir uns eifrig und inbrünstig darum bemühen, die Lehren und Ermahnungen des Propheten Muhammad zu befolgen und unser Leben dem Gehorsam gegen Gott und dem Dienst für Ihn und Seine Sache widmen. Darin liegt der Weg zu Erfolg und Errettung.

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