Sein Beitrag zum menschlichen Gedankengut

Die Aufzählung der Leistungen dieses hervorragenden Mannes ist damit jedoch keineswegs zu Ende. Um seine tatsächlichen Verdienste anerkennen zu können, muß man den Hintergrund der Weltgeschichte als ganzes betrachten. Dabei zeigt sich, daß dieser ungebildete Sohn der arabischen Wüste – geboren im finstersten Mittelalter vor etwa 1400 Jahren – der tatsächliche Wegbereiter der Neuzeit und der echte Leitstern der Menschheit war . Denn er ist nicht nur der Anführer jener, die seine Leitung anerkennen, sondern auch jener, die ihm nicht freudig Beifall zollen – ja sogar derer, die ihn ablehnen! Der einzige Unterschied ist, daß letztere sich der Tatsache nicht bewußt sind, daß seine Lehren auch heute noch unmerklich ihr Denken und Handeln beeinflussen, die Leitgedanken ihres Lebens darstellen und die treibende geistige Kraft der modernen Zeit sind.

Dazu nachfolgend einige Zitate abendländischer Autoren, die diese Tatsache eindeutig untermauern. So sagt beispielsweise

Arthur Leonard : „Der Islam hat in der Tat eine bedeutende Leistung vollbracht. Er hat seine Spuren auf den Blättern der Menschheitsgeschichte hinterlassen, die so unauslöschlich sind, daß sie niemals verwischt werden können… (und) die erst volle Anerkennung finden werden, wenn die Welt (geistig) weiter gewachsen ist.“

John Devenport , ein führender Wissenschaftler, meint: ,,Es muß zugegeben werden, daß alles Wissen, sei es über Physik, Astronomie. Philosophie oder Mathematik, das seit dem 10. Jahrhundert in Europa aufblühte, ursprünglich von den arabischen Schulen ausging und daß die spanischen Sarazenen als die Vater der europäischen Philosophie betrachtet werden können.“

(Zitiert von A. Karim in „Islam’s Contribution to Science and Civilisation“ ‚Der Beitrag des Islams zu Wissenschaft und Zivilisation‘).

Bertrand Russell , der weltbekannte englische Philosoph. schreibt: ,,Die Überlegenheit des Ostens bestand nicht nur auf militärischem Gebiet. Wissenschaft, Philosophie, Poesie und die Künste blühten … in der mohammedanischen Welt zu einer zeit, als Europa noch in Barbarei versunken war. Die Europäer nennen diese Zeit in unverzeihlicher Egozentrik ,Schwarzes Mittelalter‘; doch sie war lediglich in Europa ,schwarz‘ – oder tatsächlich nur im christlichen Europa, denn Spanien, das mohammedanisch war, besaß eine hochentwickelte Kultur.“

(Pakistan Quarterly, Vol.IV. Nr.3)

Robert Briffault , der bekannte Historiker, erkennt in seinem Buch ,“The Making ofHumanity“ (Die Entstehung der Menschheit) an: ,,Es ist äußerst wahrscheinlich, daß ohne die Hilfe der Araber die moderne europäische Zivilisation niemals die Stellung erlangt hätte, die sie dazu befähigte, alle vorausgegangenen Entwicklungsphasen zu übertreffen. Denn obwohl es keinen Aspekt in der menschlichen Entwicklung gibt, in dem der entscheidende Einfluß der islamischen Kultur nicht zurückverfolgt werden kann, tritt er doch nirgends so klar und deutlich zutage wie in der Genesis jener Macht, die die ausschlaggebende und kennzeichnende Triebkraft der modernen Welt und den letztlichen Ursprung ihres Sieges darstellt . .. Naturwissenschaften und wissenschaftlicher Geist . .. Was wir Wissenschaft nennen, taucht in Europa auf als Ergebnis eines neu entstandenen Forschungsgeistes, neuer Untersuchungs- und Versuchsmethoden den, neuer Beobachtungsweise und Maßstäbe und der Entwicklung der Mathematik in einer den Griechen unbekannten Form. Dieser Geist und diese Methoden wurden in der europäischen Welt durch die Araber eingeführt.“

Stanwood Cobb , der Begründer der ,,Progressive Education Association“ (Fortschrittliche Erziehungs-Gesellschaft), sagt:

,,Der Islam. .. war der eigentliche Schöpfer der Renaissance in Europa.“ (Zitiert von Robert L. Gullick jr. In „Muhammad the Educator“ (Muhammad der Erzieher) Muhammad war es auch, der das menschliche Denken von abergläubischen Vorstellungen, vom Hang zum Übernatürlichen und Unerklärlichen und zum Mönchtum auf die Bahn der verstandesmäßigen Betrachtungsweise, der Liebe zur Wirklichkeit und zu einem frommen, ausgeglichenen Leben auf Erden hinlenkte. Er war es, der in einer Welt, in der nur übernatürliche Vorkommnisse als Wunder angesehen und als Beweis für die Wahrhaftigkeit einer religiösen Botschaft verlangt wurden, den Drang zu ihrer vernunftmäßigen Bestätigung und zum Glauben an sie als Merkmal der Wahrhaftigkeit wachrief .

Er war es, der denjenigen die Augen Öffnete, die bis dahin in den Naturerscheinungen nach Gottes Zeichen zu suchen pflegten. Er war es, der die Menschen dazu anregte, anstelle von vagen Vermutungen den Weg vernunftmäßigen Begreifen und logischer Schlußfolgerungen, basierend auf Beobachtungen, Versuchen und Forschung, einzuschlagen. Er war es, der die Funktionen und Grenzen der Sinneswahrnehmung, des Verstandes und der Intuition ganz klar definierte. Er war es, der eine Wiederannäherung zwischen den geistigen und materiellen Werten herbeiführte. Er war es, der Glauben mit Wissen und Handeln in Einklang brachte. Und er war es schließlich, der den wissenschaftlichen Geist aus der Kraft der Religion erweckte und echte Religiosität auf der Grundlage des wissenschaftlichen Geistes hervorrief.

Er war es, der Götzendienst, Heldenverehrung und Vielgötterei in all ihren Erscheinungsformen so gründlich ausrottete und einen so festen Glauben in die Einheit Gottes schuf, daß sogar die Religionen, die ganz auf Aberglauben und Abgötterei begründet waren, dazu gezwungen wurden, sich zur monotheistischen Form der Gottesanbetung zu bekennen. Er war es, der die Grundzüge der Ethik und des geistigen Lebens umwandelte. Denen, die glaubten, daß Askese und Selbstverleugnung allein den Maßstab moralischer und geistiger Reinheit darstellten – daß Reinheit nicht erlangt werden könne, wenn man sich nicht vom weltlichen Leben abkehre, die fleischlichen Triebe unterdrücke und den Körper allen möglichen Foltern unterziehe -, zeigte er den Weg zur geistigen Weiterentwicklung, zur sittlichen Emanzipation und zur Errettung der Seele durch tätige Anteilnahme an den praktischen Angelegenheiten dieser Welt.

Er war es. der dem Menschen seinen wahren Wert und seine tatsächliche Stellung vor Augen führte; jenen, die nur einen ,,fleischgewordenen“ Gott oder einen ,,Sohn Gottes“ als ihren sittlichen Lehrer oder geistigen Führer anerkennen wollten, wurde gesagt. daß auch ein ganz normaler Mensch wie sie selbst, der keinerlei Anspruch auf Göttlichkeit erhebt, der Stellvertreter Gottes auf Erden werden könne; jenen, die mächtige Persönlichkeiten zu ihren Göttern machten und anbeteten, wurde zu Verstehen gegeben, daß ihre Beherrscher lediglich ganz gewöhnliche Menschen seien und nichts weiter. Er war es. der immer wieder die Tatsache unterstrich, daß ein Mensch Heiligkeit, Autorität und Herrscherwürde als Geburtsrecht beanspruchen könne und daß niemand mit dem Stigma der Unantastbarkeit, der Leibeigenschaft oder der Unfreiheit geboren wird. Er war es, der mit seinen Lehren den Gedanken der Einheit des gesamten Menschengeschlechts, der Gleichheit aller Menschen, der echten Demokratie und der wirklichen Freiheit in der Welt erweckte.

Wenn wir diesen Gedankengang einmal beiseite lassen und ein wenig weiter schauen, so werden wir ungezählte praktische Auswirkungen der Führerschaft dieses ,,ungebildeten“ Mannes finden, die sich fest den Gesetzen und überhaupt dem Lauf der Welt eingeprägt haben. So viele Grundsätze über gutes Benehmen, Kultur, Zivilisation, Reinheit des Denkens und Handelns, die in der Welt von heute allgemein verbreitet sind, verdanken ihren Ursprung ihm. Die sozialen Gesetze, die er gab, sind tief in die Struktur des menschlichen Gesellschaftslebens eingedrungen, und dieser Prozeß setzt sich bis zum heutigen Tage noch fort. Die Grundprinzipien des Wirtschaftslebens, die er lehrte, haben eine ganze Reihe von Bewegungen in der Weltgeschichte in Gang gesetzt, und sie versprechen dasselbe für die Zukunft. Die von ihm formulierten Gesetze für die Staatsführung haben eine Anzahl von Umwälzungen in den politischen Vorstellungen und Theorien der Welt hervorgerufen und fahren auch heute noch fort, ihren Einfluß auszuüben. Die wichtigsten Grundbegriffe über Recht und Gerechtigkeit, denen der Stempel seines Genies aufgeprägt ist, haben in bemerkenswertem Umfang die Handhabung des Rechts an den Gerichtshöfen der Völker beeinflußt und bilden bis in unsere Tage eine unaufhörliche, nie versiegende Quelle der Belehrung und Orientierung für alle gegenwärtigen und zukünftigen Juristen. Dieser des Schreibens unkundige Araber war der erste Mann, der praktisch einen festen Rahmen zur Regelung der internationalen Beziehungen erstellte, der genaue Gesetze niederlegte über Krieg und Frieden. Denn niemand vor ihm war auf den Gedanken gekommen, daß auch ein ethischer Kodex für die Kriegführung existieren könnte und daß die Beziehungen zwischen den verschiedenen Völkern davon ausgehend geregelt werden könnten, daß die Menschheit eine Einheit darstelle.
Siehe dazu auch Abu-El-A ‚Ia Maudoodi’s ..AI-Dschihad fi-El-Islam“ (Der Heilige Krieg im Islam) und Dr. Hamidullah’s ,,The Muslim Conduct of State“ (Die IsIamische Staatsführung).

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