Arabien – in tiefster Finsternis befangen

Zu jener dunklen Zeit gab es ein Gebiet, über dem eine noch undurchdringlichere und tiefere Finsternis lag als sonstwo. Die benachbarten Länder Persien, Byzanz und Ägypten besaßen wenigstens einen Schimmer von Zivilisation und Bildung. Doch Arabien hatte nichts von diesen kulturellen Einflüssen abbekommen. Es war völlig von der Außenwelt abgeschlossen, getrennt durch weite Meere von Sand. Arabische Händler, die in mühsamen, monatelangen Wanderungen diese großen Entfernungen durchquerten, brachten ihre Waren zu und von diesen Ländern, doch sie konnten sich kaum ein Quentchen Wissen auf ihren Reisen aneignen. In ihrem eigenen Land gab es nicht eine einzige Bildungsstätte oder Bibliothek. Niemand schien an Bildung und Wissen interessiert zu sein. Die wenigen. die lesen konnten, besaßen nicht genügend Bildung, um sich in irgendeiner Weise mit den damals zugänglichen Künsten oder Wissenschaften zu beschäftigen. Sie hatten zwar eine hochentwickelte Sprache, in der sich die feinsten Schattierungen menschlichen Denkens in bemerkenswerter Weise ausdrücken ließen. Auch hatten sie einen ausgezeichneten literarischen Geschmack. Doch das Studium der heute noch auffindbaren Reste ihrer Literatur zeigt, wie begrenzt ihr Wissen. wie niedrig ihre Kultur- und Zivilisationsstufe, wie durchdrungen ihr Denken von abergläubischen Vorstellungen war und wie primitiv, ja manchmal sogar grausam ihre Ansichten und Sitten, ihre moralischen Maßstäbe und Begriffe waren.

Arabien war ein Land ohne Regierung. Jeder Stamm beanspruchte Souveränität und betrachtete sich als unabhängige Einheit. Es gab kein Gesetz außer dem ,,Gesetz der Wüste“. Raubzüge und Plünderungen waren keine Seltenheit, Leben, Besitz und Ehre standen unaufhörlich auf dem Spiel. Die verschiedenen Stämme lagen ständig in heftiger Fehde miteinander. Oft genügte der geringste Anlaß, um einen gnadenlosen Krieg zu entfachen, der sich manchmal sogar zu einem über weite Gebiete ausgedehnten und mehrere Jahrzehnte lang andauernden Brandherd entwickelte. In der Tat konnte ein Beduine nicht begreifen, warum er von den Angehörigen eines anderen Stammes ablassen sollte, die zu töten und auszuplündern er volles Recht zu haben glaubte

„Professor Joseph Hell schreibt in ,,The Arab Civilisation“ (Die arabische Zivilisation): ,,Diese Kämpfe zerstörten das Gefühl der nationalen Einheit und entwickelten einen unausrottbaren Partikularismus (Kleinstaaterei); jeder Stamm hielt sich für selbstgenügsam und betrachtete alle anderen als seine ihm rechtmäßig zustehenden Opfer für Mord Raub und Plünderung.‘ „.

Was immer für Begriffe von Moral, Kultur und Zivilisation sie hatten, so waren sie primitiv und ungehobelt. Sie unterschieden nach uns heute unvorstellbaren Grundsätzen zwischen rein und unrein, gesetzlich und ungesetzlich, gesittet und ungesittet. Ihr Leben war wild, ihr Denken urtümlich. Sie mieden weder Glücksspiel noch Alkohol und zeigten sich einander splitternackt ohne die geringsten Gewissensbisse. Sogar ihr Weibervolk entblößte sich bei der rituellen Umschreitung der Ka’aba . Sie begruben ihre neugeborenen Töchter bei lebendigem Leib aus ganz törichten Prestigegründen und um keinen unwillkommenen Schwiegersohn zu bekommen. Nach dem Tod ihrer Väter heirateten sie ihre Stiefmütter. In bezug auf ihre religiösen Anschauungen krankten sie an denselben Übeln, von denen auch der Rest der Menschheit damals heimgesucht war.

Die Araber jener Epoche beteten Steine, Bäume, Götzen, Sterne und Geister an – kurz und gut, alles nur Denkbare außer Gott. Sie wußten überhaupt nichts von den Lehren der früheren Propheten. Zwar ahnten sie, daß Abraham und lsmael ihre Vorfahren gewesen waren, doch es war ihnen so gut wie nichts über deren religiöse Lehren und über den Gott, den sie angebetet hatten, bekannt. In ihrer Überlieferung fanden sich zwar die Geschichten von “ Ad und Thamud “ . doch enthielten sie keine Spur von den Lehren der Propheten “ Hud “ und “ Salich „. Die Juden und Christen hatten ihnen gewisse legendäre Volkssagen über die israelitischen Propheten übermittelt. Doch sie spiegelten ein verzerrtes Bild dieser Persönlichkeiten wider. Ihre Lehren waren durch die Produkte ihrer eigenen Einbildungskraft verfälscht, und ihr Erdenleben war in den schwärzesten Farben ausgemalt. Auch heute noch kann man einen Eindruck von den religiösen Begriffen jener Menschen gewinnen, wenn man eben flüchtigen Blick auf die jüdischen Traditionen wirft, die Muslim-Kommentatoren des Qur’ans uns übermittelt haben. Tatsächlich ist das Bild, das uns dort von den Institutionen des Prophetentums und vom Charakter der jüdischen Gesandten geboten wird, das genaue Gegenteil von all dem, wofür diese beispielhaften Verfechter der Wahrheit eingetreten sind.

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