Der Retter wird geboren

In einer so düsteren Zeit und einem so unzivilisierten Land wird ein Mann geboren. In seiner frühesten Kindheit sterben seine Eltern, und wenige Jahre später verliert er tragischerweise auch noch seinen Großvater. Dadurch bleibt ihm sogar die kärgliche Ausbildung und Erziehung vorenthalten, die ein arabisches Kind zu jener zeit erhalten konnte. Im Knabenalter hütet er zusammen mit Beduinenjungen Schafe und Ziegen. Als junger Mann wendet er sich dem Handel zu. Alle seine Verbindungen und sein Umgang beschränken sich allein auf die Araber, deren damalige Lebensweise gerade beschrieben worden ist. Mit Bildung ist er nicht einmal in Berührung gekommen, er kann weder lesen noch schreiben. Es bietet sich ihm niemals Gelegenheit, mit gelehrten Männern zusammenzusitzen, denn solche Männer gab es damals einfach nicht in Arabien. Zwar hat er einige Male Gelegenheit sein Land zu verlassen, doch diese Reisen beschränken sich allein auf Syrien und sind nichts anderes als die üblichen Geschäftsreisen, wie sie eben damals von arabischen Handelskarawanen unternommen wurden. Wenn er dort gelehrte Männer getroffen hat oder Gelegenheit haue, mit der dortigen Kultur und Zivilisation in irgendeiner Form in Berührung zu Kommen, so kann diesen zubilligen Begegnungen und vereinzelten Beobachtungen keine große Bedeutung bei der Formung seiner Persönlichkeit eingeräumt werden. Denn solche Erlebnisse können unmöglich einen so tiefgreifenden Einfluß auf einen Menschen ausüben, daß er ganz und gar aus seiner Umgebung herausgehoben, völlig umgewandelt und zu solcher Einmaligkeit und solchem Ruhm emporgehoben wird. daß keinerlei Verwandtschaft mehr zwischen ihm und der Gesellschaft, in die er hineingeboren wurde, zu bestehen scheint. Noch können sie Mittler zur Erlangung eines so tiefgreifenden und weitreichenden Wissens sein, daß es einen ungebildeten Beduinen in einen Führer nicht nur seines eigenen Landes und seiner Zeit, sondern auch der Welt im großen und aller kommenden Zeiten hätte verwandeln können. Welchen Umfang man den geistigen und kulturellen Einflüssen jener Reisen auch immer zumessen mag – es bleibt die Tatsache bestehen, daß Sie ihm keinesfalls Vorstellungen und Grundsätze über Religion, Ethik, Kultur, Zivilisation und dergleichen mehr gegeben haben können, die in der Welt jener Tage überhaupt noch nicht vorhanden waren. Sie konnten auch keiner Weise bei der Bildung eines so beispielhaften menschlichen Charakters entscheidend mitgewirkt haben, wie man ihn in jener Zeit einfach nirgends finden konnte.

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