Diamant unter lauter Steinen

Wir wollen nun das Leben und Werk dieses hervorragenden Mannes nicht nur im Zusammenhang mit der arabischen Gesellschaft, sondern auch mit der gesamten Welt, wie sie zu jener Zeit aussah, betrachten.

Er ist völlig verschieden von den Leuten, unter denen er geboren ist und mit denen er seine Jugend und seine frühen Mannesjahre verbringt, bis er schließlich seine volle geistige Reife erreicht. Er spricht niemals die Unwahrheit. Sein ganzes Volk legt einstimmig Zeugnis von seiner Wahrheitsliebe ab. Auch seine schlimmsten Feinde beschuldigen ihn niemals, während seines ganzen Lebens bei irgendeiner Gelegenheit auch nur eine einzige Lüge ausgesprochen zu haben. Er spricht sehr höflich und bedient sich nie anstößiger oder unschöner Worte. von Schimpfworten ganz zu schweigen. Er besitzt eine anziehende Persönlichkeit und gewinnende Manieren, mit denen er die Herzen all jener erobert, die mit ihm in Kontakt kommen. In seinem Umgang mit den Leuten befolgt er stets die Grundsätze der Gerechtigkeit und Anständigkeit. Zwar ist er jahrelang als Händler und Kaufmann tätig, doch läßt er sich niemals auf unehrliche Machenschaften ein. Jene, die mit ihm Geschäfte machen, haben volles Vertrauen in seine Redlichkeit. Das ganze Volk nennt ihn “ AI-Amin „, den Wahrhaften und Vertrauenswürdigen. Sogar seine Widersacher übergeben ihm ihr kostbares Eigentum zur getreulichen Aufbewahrung, und er rechtfertigt auf das gewissenhafteste das in ihn gesetzte Vertrauen. Er ist die wahre Verkörperung von Sittlichkeit inmitten einer Gesellschaft, die es damit alles andere als genau nimmt, Geboren bei einem Volk, das Trunkenheit und Glücksspiel durchaus als männliche Tugenden betrachtet, rührt er doch niemals Alkohol an und läßt sich nie in Glücksspiele ein. Sein Volk ist ungehobelt, ungebildet und hält nicht viel von Sauberkeit. Er jedoch vereint vornehme Gesinnung und äußerste Reinlichkeit in sich und wird dadurch zum lebenden Beispiel für eine kultivierte Lebensauffassung. Von allen Seiten umgeben von herzlosen Menschen, besitzt er selbst doch ein Herz, das vor Menschenfreundlichkeit und Milde überfließt. Er hilft den Witwen und Waisen. Obwohl die Araber von jeher für ihre Gastfreundlichkeit berühmt sind, stellt er sie auch in dieser Beziehung noch in den Schatten und nimmt stets Reisende mit größter Zuvorkommenheit bei sich auf.

Er tut niemandem weh, vielmehr nimmt er anderen zuliebe alles Schwere auf sich. Während er unter Leuten lebt, für die der Krieg so notwendig ist wie die Luft zum Atmen, ist er selbst äußerst friedliebend und hält sich von allen Stammesfahden fern. Stets ist er als erster darum bemüht, wieder Versöhnung herbeizuführen. Obwohl er unter Götzendienern aufwächst, besitzt er einen so klaren Verstand und eine so reine Seele, daß er nichts im Himmel und auf Erden für anbetungswürdig hält außer dem Einen, Wahren Gott. Er beugt sich vor keinem von Menschenhand geschaffenen Idol und nimmt niemals, auch nicht in seiner Kindheit, an den Opferfesten zu Ehren von Götzen teil. Instinktiv haßt er es, wenn irgendein Geschöpf oder Wesen außer Gott angebetet wird. Kurz und gut, die überragende und strahlende Persönlichkeit dieses Mannes kann inmitten einer derartig düsteren Umgebung mit dem Licht eines Leuchtturms verglichen werden, das eine stockfinstere Nacht erhellt oder mit einem Diamanten, der aus einem Haufen stumpfer Steine auf glänzt.

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