Mohammeds Prophetentum: eine rationelle Rechtfertigung.

Wenn man seine Augen schließen und sich in die Zeit vor 1400 Jahren hineindenken würde, so könnte man erkennen, daß die Welt damals völlig verschieden von der unseren war und auch nicht die geringste Ähnlichkeit hatte mit dem Ungestüm und der Unordnung, die uns heute umgeben. Wie gering und selten waren die Möglichkeiten zum Gedankenaustausch! Wie begrenzt und unentwickelt die Verkehrs- und Nachrichtenverbindungen! Wie armselig und mager war des Menschen Wissen! Wie beschränkt war sein Horizont!. Wie umfangen war er von Aberglauben und wilden und verkehrten Vorstellungen!

Die Finsternis hatte über alles ihren Bann gebreitet Es gab nur einen schwachen Schimmer von Bildung, der den Horizont menschlichen Wissens kaum erhellen konnte. Es gab weder Radio noch Fernsehen, Telefon noch Kinos. Von Eisenbahnen, Autos und Flugzeugen träumte man noch nicht einmal, und Druckerpressen und Verlagshäuser waren unbekannt. Handgeschriebene Bücher und Abschriften allein beinhalteten, was Immer an dürftigem literarischem Material vorhanden war. um von Generation zu Generation weitergegeben zu werden. Bildung war ein Luxus, der nur für ganz wenige vom Glück Begünstigte gedacht war, und es gab lediglich gezählte und weit voneinander entfernt liegende Bildungsstätten.

Der Vorrat menschlichen Wissens war ärmlich, des Menschen Horizont begrenzt, und seine Ideen über Menschen und Dinge waren beschränkt auf seine engste Umgebung. Selbst den Gelehrten dieser Zeit fehlte es in mancher Beziehung an dem Wissen, das heutzutage ein Laie bereits besitzt, und der kultivierteste Mann war weniger gebildet als der Durchschnittsmensch, dem man heute auf der Straße begegnet.

Tatsächlich war die Menschheit in Unwissenheit und Aberglauben befangen. Was immer an Licht der Gelehrsamkeit vorhanden war, schien eine verlorene Schlacht gegen die alles umhüllende Finsternis zu schlagen. Was heute als Allgemeinwissen gilt, konnte in jenen Tagen kaum erlangt werden, auch wenn darauf Jahre des gezielten Nachdenkens und der geduldigen Forschung verwandt worden wären. Die Menschen unternahmen abenteuerliche Reisen und verbrachten ihr ganzes Leben damit, jenes bescheidene Wissen zu erlangen, das im gegenwärtigen Zeitalter der Wissenschaft als Allgemeinerbe jedermann zugänglich ist.

Dinge, die heute als mythisch und abergläubisch abgetan werden, galten zu jener Zeit als unzweifelhafte Wahrheiten. Taten, die wir heute für abscheulich und barbarisch halten, waren in jener Zeit an der Tagesordnung. Methoden, die unserem Moralempfinden als anstößig erscheinen würden, stellten geradezu die Verkörperung von Sittlichkeit dar, und man konnte sich damals kaum vorstellen, daß es auch noch eine andere Lebensweise geben könnte. Die Ungläubigkeit hatte so mächtige Ausmaße angenommen und war so weit verbreitet, daß die Menschen sich weigerten, irgend etwas als erhaben und edel anzusehen, wenn es nicht im Mantel des Übernatürlichen, Außergewöhnlichen und Unheimlichen oder gar des Unerträglichen auftrat. Die Menschen hatten einen derartigen Minderwertigkeitskomplex entwickelt, daß sie sich einfach nicht vorstellen konnten, daß ein menschliches Wesen eine gottesbewußte Seele besitzen oder daß es Heilige mit Menschenblut in den Adern geben könnte.

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