Das Prophetentum Mohammads

Wenn wir einen Blick auf den Weltatlas werfen, finden wir, daß kein anderes Land besser für Ausgang und Verbreitung der dringend benötigten weltreligion hätte geeignet sein können als Arabien. Es liegt genau in der Mitte zwischen Asien und Afrika, und Europa ist nicht weit davon entfernt. Zu der Zeit, als Muhammad erschien, bewohnten die zivilisierten und fortschrittlichen Völker Europas die südlichen Gebiete des Kontinents; damit befanden sie sich mehr oder weniger in etwa derselben Entfernung von Arabien wie die Völker Indiens. Diese Tatsache verlieh Arabien eine zentrale Stellung.

Wenn man die Geschichte dieses Gebiets betrachtet, wird man verstehen, daß kein anderes Volk sich besser für die Auszeichnung dieses Prophetentums eignete als die Araber.

Die großen Nationen der Welt hauen hart um die Vorherrschaft auf Erden gekämpft und in diesem langen Kampf und unablässigen Ringen alle ihre Kräfte und ihre Vitalität erschöpft. Die Araber dagegen waren ein frisches, mannhaftes Volk. Der sogenannte soziale Fortschritt hatte unter den hochentwickelten Nationen schlechte Sitten hervorgebracht, während es unter den Arabern keinerlei solche gesellschaftlichen Einrichtungen gab und sie daher die Untätigkeit, Entwürdigung und Völlerei nicht kannten, die aus Luxus und sinnlicher Übersättigung entstehen. Die heidnischen Araber des 6. Jahrhunderts waren nicht durch den schlechten Einfloß eines künstlichen sozialen Systems oder die Zivilisation der großen Nationen der Welt verdorben. Sie besaßen alle die guten menschlichen Eigenschaften, die ein vom ,,sozialen Fortschritt“ der Zeit noch unberührtes Volk besitzen sollte. Sie waren tapfer, großmütig, furchtlos, hielten treu ihre Versprechen ein, liebten die Freiheit und waren politisch unabhängig – nicht der Oberherrschaft irgendeiner imperialistischen Macht unterworfen. Sie führten ein sehr einfaches Leben, und Luxus und Prasserei waren ihnen völlig fremd. Zweifelsohne gab es auch gewisse unschöne Gewohnheiten bei ihnen, wie wir später noch sehen werden, doch der Grund dafür, daß derartige Bräuche vorhanden waren, lag darin, daß jahnausendelang weder ein Prophet unter ihnen erschienen noch ein Reformator bei ihnen aufgetreten war, der sie erzogen und ihr sittliches Leben von allen üblen Einflüssen ,,reinigt hätte Jahrhunderte des freien und unabhängigen Lebens in sandigen Wüsten hatten sie der Unwissenheit anheimfallen lassen. Sie waren daher in ihrer zur Tradition gewordenen Ignoranz so hartherzig und Starr geworden, daß es nicht die Aufgabe eines gewöhnlichen Mannes sein konnte, sie wieder menschlicher zu machen. Gleichzeitig besaßen sie jedoch durchaus die Fähigkeit, den Ruf eines Mannes von außergewöhnlicher Einflußkraft, der sie zur Reform auffordern und ihnen ein edles Vorbild sein und einen vollständigen Plan zur gesellschaftlichen Neuordnung geben sollte, zuzunehmen, sich freudig und tatkräftig für die Verwirklichung solcher Ideale einzusetzen und weder Mühe noch Opfer für die gute Sache zu scheuen. Sie waren bereit, sich um ihrer Sendung willen ohne die geringste Furcht der Feindschaft der ganzen Welt auszusetzen. In der Tat waren sie ein junges, kräftiges, mannhaftes Volk, wie es zur Verbreitung der Lehren des Weltpropheten Muhammad (Friede sei mit ihm) gebraucht wurde.

Und man betrachte die arabische Sprache. Wenn man diese Sprache studiert und sich tief in ihre Literatur versenkt, dann wird man davon überzeugt sein, daß keine andere Sprache als Arabisch besser dafür geeignet ist, hohen Idealen Ausdruck zu verleihen, die schwierigsten und kompliziertesten Probleme in bezug auf das Wissen um Gott zu erläutern, das Herz der Menschen zu bewegen und es zur Ergebung Gott gegenüber reif zu machen. Kurze Redewendungen und knappe Sätze drücken eine Welt von Gedanken aus und sind gleichzeitig so kraftvoll, daß sie sich in die Herzen hineinstellen und ihr Klang allein schon die Menschen zu Tränen rührt und in Ekstase versetzt. Sie sind so voll der Harmonie, daß jede Faser im Körper des Zuhörers durch ihren Wohlklang in Schwingungen versetzt wird. Es ist eine so reiche und kraftvolle Sprache, wie sie für den Qur’an, das Große Buch Gottes, gebraucht wurde.

Es war deshalb eine Offenbarung der großartigen Weisheit Gottes, daß Er das Land Arabien zum Geburtsplatz für den Weltpropheten gewählt hat. Wir wollen nun sehen, wie einmalig und außergewöhnlich die begnadete Persönlichkeit war, die von Gott für die Sendung als Prophet für alle Welt ausersehen worden ist.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.