Ein verwandelter Mensch mit Vierzig – warum?

Vierzig Jahre lang lebte Muhammad als Araber unter Arabern. In all dieser Zeit war er weder als Staatsmann noch als Prediger oder Redner hervorgetreten. Nie hatte man Perlen der Weisheit aus seinem Munde vernommen, wie er sie später anfing zu verstreuen. Man sah ihn niemals in Gespräche über die Grundsätze von Metaphysik, Ethik, Recht, Politik, Wirtschaft und Soziologie vertieft. Es konnte nicht die Rede davon sein, daß er ein großer Feldherr gewesen wäre – ja er war nicht einmal ein gewöhnlicher Soldat. Er harte sich nie über Gott, die Engel, die offenbarten Bücher, die früheren Propheten, das Leben nach dem Tod oder Himmel und Hölle geäußert. Zweifelsohne besaß er einen ausgezeichneten Charakter, gewinnende Manieren und große Herzensbildung, doch war nichts so besonders Auffallendes oder völlig Außergewöhnliches an ihm, das die Menschen dazu hätte bringen können, sich für die Zukunft etwas Großes und Umwälzendes von ihm zu erwarten. Bei seinen Freunden war er als ein ehrbarer, besonnener, freundlicher und friedfertiger Mensch von lauterem Wesen bekannt. Doch als er mit seiner neuen Botschaft aus der Berghöhle heraustrat, war er völlig verwandelt.

Als er damit begann, seine Botschaft zu verkünden, hielt zunächst ganz Arabien vor Ehrfurcht und Staunen den Atem an und war bezaubert von seiner wunderbaren Beredsamkeit und Ausdruckskraft. Seine Sprache war so eindrucksvoll und fesselnd, daß seine schlimmsten Feinde Angst hatten, ihm zuzuhören, weil sie fürchteten, daß die neue Botschaft so tief in die Schlupfwinkel ihrer Herzen und in den innersten Kern ihres Wesens eindringen könnte, daß ihnen dadurch der Boden unter den Füßen weggezogen würde und sie sich gezwungen sehen könnten, ihrer alten Religion und Kultur Lebewohl zu sagen. Seine Redegewalt war so unvergleichlich, daß die ganze Schar der fähigsten arabischen Dichter, Prediger und Redner sich vergeblich bemühte, etwas ihrer sprachlichen Schönheit und ihrer brillanten Ausdruckskraft Gleichwertiges hervorzubringen, nachdem er an seine Widersacher die Herausforderung hatte ergehen lassen, alle ihre Talente zusammenzulegen und so auch -.nur eine einzige Zeile hervorzubringen, die den von ihm vorgetragenen Versen entspreche.

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