Warum all diese Feindseligkeiten?

Man mag fragen: wie kommt es, daß sich sein Volk derartig gegen ihn verschworen hatte? Standen hier Geld, Gut oder andere weltliche Reichtümer auf dem Spiel? War es auf eine Blutfehde zurückzuführen? Hatte er irgend etwas von ihnen gefordert? Nein! Die ganzen Feindseligkeiten beruhten allein auf der Tatsache, daß er von ihnen verlangt hatte, den Einen, Wahrhaftigen Gott anzubeten und ein rechtschaffenes, frommes und gutes Leben zu führen. Er hatte gegen den Götzendienst und die Anbetung anderer Wesen außer Gott gepredigt und hatte ihre üble Lebensweise gebrandmarkt. Er hatte die Wurzeln des Priestertums angegriffen. Er hatte gegen alle Standes-Diskriminierungen bei den Menschen protestiert und die Stammes und Rassenvorurteile als reine Torheit verdammt. Und er wollte die gesamte Gesellschaftsordnung, die aus grauer Vorzeit übernommen worden war, andern. Seine Landsleute ihrerseits erklärten ihm, daß die Grundsätze seiner Botschaft im Gegensatz zu den Traditionen ihrer Vorfahren ständen, und stellten es ihm frei, entweder von diesen Grundsätzen abzugehen oder die Schlimmsten Folgen auf sich zu nehmen.

Man könnte fragen: wofür hat er all diese Schwierigkeiten auf sich genommen? Sein Volk bot ihm an, ihn als König anzuerkennen und ihm alle Schätze des Landes zu Füßen zu legen wenn er nur aufhören würde, seine Religion zu predigen und seine Botschaft zu verbreiten.

Dazu hier einige Beispiele aus der Überlieferung: Der Prophet Muhammad (Friede sei mit ihm) war stürmischen Anfeindungen ausgesetzt bei der Verfechtung der göttlichen Wahrheit. Er ertrug all den Widerstand und die Unterdrückung mit einem Lächeln auf den Lippen. Er blieb fest und ließ sich durch keinerlei Zwangsmaßnahmen abschrecken. Als seine Landsleute merkten, daß ihre Drohungen diesen Mann nicht einschüchtern konnten und daß auch die schwerste Bedrängnis ihn und seine Anhänger nicht einen Millimeter von ihrem Weg abzubringen vermochte, versuchten sie, ihm durch andere Schliche beizukommen. Doch auch dieser Plan war zum Scheitern verurteilt!

Eine Abordnung der führenden Stammesfürsten suchte den Propheten auf und wollte ihn bestechen, indem sie ihm alle weltlichen Ehren, die man sich nur ausdenken konnte, anbot. Die Sendboten sagten zu ihm:

,,Wenn es dich nach Reichtümern verlangt, dann werden wir für dich so viel davon aufhäufen, wie du dir nur wünschst. Wenn du nach Ehre und Macht trachtest, so sind wir bereit, dir als Oberherrn und König den Treueid zu schwören. Wenn es dich nach Schönheit dürstet, so sollst du die Hand der schönsten Jungfrau bekommen, auf die deine Wahl fällt.“

Doch in Wahrheit wollten sie nur, daß er seiner Sendung untreu werde. Die Bedingungen waren außerordentlich verlockend für jeden Sterblichen. In den Augen des großen Propheten jedoch schrumpften sie zu völliger Bedeutungslosigkeit zusammen. Seine Antwort fiel wie eine Bombe auf die Abgesandten der arabischen Häuptlinge nieder. Sie glaubten, den Trumpf ausgespielt zuhaben, doch sie wurden bitter enttäuscht. Denn der Prophet erwiderte:

,,Was muß ich hören! Ich will weder schnöden Mammon noch Macht. Ich bin von Gott als Warner für die Menschheit eingesetzt worden. Ich bringe euch Seine Botschaft. Wenn ihr sie akzeptieren wollt, so wird euch Glück und Freude in diesem Leben und ewige Seligkeit im Jenseits beschieden sein. Solltet ihr jedoch das Wort Gottes zurückweisen, so wird Gott gewiß zwischen euch und mir entscheiden.“

Bei einer anderen Gelegenheit sagte er zu seinem Onkel, der unter dem Druck der arabischen Häuptlinge versuchte, ihn zur Aufgabe seiner Sendung zu überreden: ,, 0 Onkel! Wenn sie mir die Sonne in meine rechte Hand und den Mond in meine linke legen würden, um mich von dieser Sendung abzubringen nimmermehr soll es geschehen!. Ich werde mich niemals davon lossagen, bis es Gott gefällt, ihr den Sieg zu bescheren oder ich an meinen Bemühungen zugrunde gehe .“

So also zog er es vor, die verlockendsten Angebote auszuschlagen und Statt dessen für seine gute Sache zu leiden. Warum? Hatte er irgend etwas dadurch zu gewinnen, wenn jene Menschen fromm und rechtschaffen wurden? Wie kommt es, daß er sich überhaupt nichts aus Reichtümern und Luxus, Königswürde und Ruhm, Bequemlichkeit und Überfluß machte? Stand für ihn ein höherer materieller Gewinn auf dem Spiel, So daß diese Dinge im Vergleich damit zur Bedeutungslosigkeit verblaßten? War dieser Gewinn so verlockend, daß er ohne Zögern zu dem Entschluß kam, sich Feuer und Schwert auszusetzen, Seelenqualen und körperliche Martern zu ertragen – jahrelang und mit größtem Gleichmut? Man muß sehr gründlich nachdenken, um eine Antwort darauf zu finden.

Kann sich irgend jemand ein leuchtenderes Beispiel der Selbstaufopferung vorstellen, des Mitgefühls und der Gutherzigkeit den Mitmenschen gegenüber, als dieses, daß ein Mann sein eigenes Glück hingibt zum Wohle anderer. während ausgerechnet jene anderen Menschen, zu deren Bestem er sich bis zum äußersten einsetzt, ihn steinigen, mißhandeln, verbannen und ihm sogar im Exil keinen Frieden gewähren, und daß er sich trotz alledem weigert, von seinem Ringen um ihr Wohlergehen abzulassen?

Kann sich irgendein unaufrichtiger Mensch so vielen Leiden für eine falsche Sache aussetzen? Kann irgendein unehrlicher Spekulant und Phantast eine derartige Festigkeit und Entschlossenheit für sein Ideal an den Tag legen? Kann er bis zum bitteren Ende bei den Waffen bleiben und angesichts von Gefahren und Qualen jeder nur erdenklichen Art gelassen und ruhig an seinem Ziel festhalten, auch wenn ein ganzes Land seinetwegen zu den Schwertern greift?

Dieser Glaube, diese Standhaftigkeit und Entschlossenheit, mit der er seine Glaubensbewegung schließlich zum Erfolg führte, ist daher ein beredter Beweis für die absolute Wahrhaftigkeit seiner Sendung. Hätte es in seinem Herzen auch nur den geringsten Anflug von Zweifel oder Unsicherheit gegeben, so wäre er niemals imstande gewesen, dem Sturm. der mit all seiner Gewalt einundzwanzig Jahre lang gegen ihn wütete, zu trotzen.

Dies ist die eine Seite der Umwandlung, die in seinem Wesen vor sich ging. Die andere ist jedoch noch erstaunlicher und bemerkenswerter.

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