Ziele und Charakteristika dieser Lebensgestaltung

Wir wollen uns nun bemühen, die von der Schari′a ins Auge gefasste Lebensgestaltung verstehen zu lernen. Dazu ist es notwendig, dass wir mit einer klaren Darlegung der Ziele und Grundbegriffe der Schari′a beginnen.
Das oberste Ziel der Schari′a besteht darin, das menschliche Leben auf der Basis von Ma′rufat (Tugenden) zu errichten und es von den Munkarat (Lastern) zu reinigen. Der Begriff Ma′rufat bezeichnet alle Tugenden und alle guten Eigenschaften, die vom menschlichen Gewissen von jeher als «gut» anerkannt wurden. Umgekehrt bezeichnet das Wort Munkarat alle Sünden und Übel, die von der menschlichen Natur schon immer als «schlecht» verurteilt wurden. Kurz, die Ma′rufat stehen im Einklang mit der menschlichen Natur und ihren allgemeinen Bedürfnissen und die Munkarat tun genau das Gegenteil. Die Schari′a gibt einen klaren Überblick über diese Ma′rufat und Munkarat und bezeichnet sie als die Normen, denen das individuelle und gemeinschaftliche Verhalten entsprechen sollte.
Die Schari′a beschränkt ihre Aufgabe jedoch nicht darauf, uns nur mit einer Aufzählung von Tugenden und Lastern zu versehen; sie legt die gesamte Lebensgestaltung in solcher Weise fest, dass die Tugenden blühen und die Laster das menschliche Leben nicht besudeln und zerstören können. Um dieses Ziel zu erreichen, hat die Schari′a in ihre Anweisungen all jene Faktoren aufgenommen, die das Anwachsen des Guten fördern und Schritte zur Beseitigung von Hindernissen empfohlen, die sein Wachstum und seine Entfaltung hemmen könnten. Dadurch ist eine zusätzliche Reihe von Ma′rufat entstanden, die aus den Ursachen und Mitteln bestehen, durch die das Gute motiviert und genährt wird, sowie eine weitere Reihe von Ma′rufat die sich aus Geboten zusammensetzt, durch die Dinge untersagt werden, die sich hemmend oder verhindernd auf das Gute auswirken könnten. Ebenso gibt es eine zusätzliche Anzahl von Munkarat, die ein Anwachsen des Schlechten fördern oder zulassen könnten.
Die Schari′a formt die islamische Gesellschaft auf eine solche Weise, dass es einem ungehinderten Anwachsen des Guten, der Tugenden und der Wahrhaftigkeit in jedem Bereich menschlichen Handelns dienlich ist, und sie gewährt den Kräften des Guten in jeder Hinsicht größtmöglichen Spielraum. Gleichzeitig entfernt sie alle Hindernisse aus dem Pfad der Tugend. Dabei versucht sie, das Schlechte in ihrem sozialen Verhaltensschema auszurotten, indem sie das Laster verbietet, die Ursachen seines Auftretens und Anwachsens aus dem Weg räumt, die Hintertüren zu schließen trachtet, durch die es sich in eine Gesellschaft einschleicht und abschreckende Maßnahmen ergreift, um sein Auftauchen in Schach zu halten.

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